B a u T a g e b u c h


 

 

 

01.09.2013

Entscheidung

Wir wohnen in Berlin, in der Hauptstadt, in der vielbesungenen Stadt, die eine Reise wert ist und in der ich noch einen Koffer habe. In der Stadt, in der es “die Berliner Luft” gibt, im Überfluss.
Berlin ist groß - und voll, hektisch, laut, dreckig und stinkt nach Abgasen und Hundekacke! In den Ferien findet man sogar einen Parkplatz, aber außerhalb der Ferien gestaltet sich die Parkplatzsuche wie die “Reise nach Jerusalem”.

Schon lange will ich weg aus Berlin. Ich habe es versucht: Ein Semester habe ich in Hamburg studiert. Das ist jetzt über 20 Jahre her. Dann war mein Sohn unterwegs, es kriselte in der Beziehung und meine Vermieterin hatte ihre liebe Sorge: Eine studierende Mutter mit Kind.... nein, dann befristen wir den Mietvertrag mal ganz schnell, sagen wir, zum Ende des Semesters. Ach, das Semester ist im August quasi schon zuende?? Na dann eben gleich. Und somit war ich wieder dort, wo ich herkam: in Berlin.

Ausbildung beendet, Kind eingeschult, ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Je länger wir in Berlin blieben, desto schwieriger schien es, hier wieder raus zu kommen. Dienstlicher Wechsel nach Niedersachsen? Ja, wenn ich jemanden gefunden hätte, der mit mir tauschen möchte.....

Wir hätten ja auch ins Umland ziehen können. Meine Mutter wäre auch gern mitgekommen. Aber mal ehrlich: Mit 40 wieder mit Mami zusammen ziehen? Wo man die letzten 30 Jahre damit beschäftigt war, ihr klar zu machen, dass man nicht mehr klein ist? Geht gar nicht! Aber wenn das Haus genügend Zimmer hätte. So viele, dass man sich aus dem Weg gehen könnte....

Meine Mutter ist inzwischen verstorben, mein Sohn ist 21 Jahre alt, hat die Schule beendet und seine Ausbildung ist auch schon zur Hälfte rum. Und: Wir wohnen noch immer in Berlin!
Das muss sich jetzt ändern.
 

15.11.2013

Bestandsimmobilie oder Grundstück und selber bauen

Auf den einschlägigen Seiten gibt es jede Menge Immobilien. Zunächst schauten wir uns mal in Berlin um. Am Stadtrand ist es ja vielleicht gar nicht mehr so schlimm, in Berlin zu wohnen, schließlich muss ich ja die nächsten 20 Jahre noch arbeiten: Teuer, unverschämt teuer und absolut unerschwinglich! Die einzigen Grundstücke, die bezahlbar erscheinen liegen entweder in der Einflugschneise des neuen Flughafens - zwar ist der noch lange nicht fertig, aber man will ja nichts riskieren - oder sie werden von einem Bauträger angeboten, der seine überteuerten Häuser draufbauen will. Zu allem Überfluss gibt es dann nur einen Vertrag, das heißt, die Grunderwerbssteuer und die Notargebühren orientieren sich an dem Preis für ein Grundstück mit einem Haus, das aber erst gebaut wird. Seriös fände ich, zwei Verträge abzuschließen, einen über den Erwerb des Grundstücks und einen zweiten über den Hausbau. Darauf will sich das Finanzamt aber nicht einlassen.
Und ein bestehendes Haus? Infrage käme ein Zweifamilienhaus oder ein Einfamilienhaus mit großzügiger Einliegerwohnung, da der Herr Sohn auch mit soll. Also wenn ich an die sanierungsbedürftigen Bruchbuden denke, deren Exposées ich mir angesehen habe.... Die Verkäufer haben da sehr phantasievolle Preisvorstellungen! Die Häuser müssen gekauft, sarniert, renoviert und komplett neu eingerichtet werden - womit sich dann letztlich der Kaufpreis noch verdoppelt!

Gut, Stadtrand abgehakt! Wie eingangs erwähnt, wollte ich ja ohnehin raus aus dieser Stadt!
 

23.06.2014
 

Selber bauen - aber wo?

Nachdem wir uns zu Pfingsten (im Juni) ein Haus angesehen haben und kurz darauf mehrere Musterhäuser einer Baufirma, steht der entschluss also fest: Weg hier! Aber wohin? Eine andere Stadt? Vom Regen in die Traufe? Nö!
Im Umland gibt es viele nette Ortschaften, die entweder durch die S-Bahn, durch die Regionalbahn oder gar nicht durch öffentlichen Personennahverkehr an Berlin angebunden sind. Wie erwähnt liegen - inzwischen “nur” noch - 19 Arbeitsjahre vor mir. Die Sache mit der Parkplatzknappheit hatte ich bereits erwähnt, der Verkehr ist nicht besser - alles staut sich überall und die “Hauptverkehrszeiten” sind in der Innenstadt längst verschmolzen: Nichts geht zwischen 8:00 Uhr und 18:30 Uhr. Ich will also nicht auf das Auto angewiesen sein. Der Roller fällt auch flach, den müsste ich - je nach Entfernung - jeden zweiten Tag betanken und im Winter hätte ich ein Problem!
Der langen Rede kurzer Sinn: Es muss ein Ort werden, in dem es einen Bahnhof gibt und der sollte innerhalb des Berliner Rings liegen, sonst wird einerseits die Fahrzeit zu lang und andererseits der Fahrschein zu teuer!
Allerdings gibt es deutliche Preisunterschiede zwischen “gerade noch innerhalb” und “knapp außerhalb” des Berliner Rings.

 

04.07.2014
 

Die Entscheidung ist gefallen.....

Nach reiflicher Überlegung und Check up der verschiedenen Städte, die zumindest einen Regionalbahnanschluss haben (Grundstücke in Städten mit S-Bahn-Anschluss sind leider ebenfalls zu teuer), habe ich mich daran erinnert, dass wir vor etwa 20 Jahren mal in Brieselang zum Baden gefahren sind.
Brieselang ist nett, hat einen Bahnhof, an dem halbstündlich der Regio hält, verfügt über ausreichend Parkplätze am Bahnhof und liegt gerade noch innerhalb des Berliner Rings. Die Grundstücksangebote sind allerdings übersichtlich und die Angebote ohne Bauträgerbindung äußerst selten. Wir haben uns mit einem Makler verabredet - ohne Makler ist die Suche aussichtslos. Der Makler war sehr engagiert. Wir haben dann auch sehr schnell mitbekommen, warum: Das Grundstück liegt direkt neben der Bahnstrecke. In einem Gespräch mit einem Anwohner haben wir erfahren, dass die Bodenplatte für ein Haus doppelt so dick sein muss und das Geschirr in den Schränken trotzdem klappert, wenn ein Zug vorbei fährt.
Der Lärm, den der Regio macht ist nicht so schlimm. Der fährt nicht schnell, weil der Bahnhof nahe ist. Aber die anderen Züge, die da entlang brettern - vor allem die Güterzüge!!!!
Wir suchen weiter
!
 

28.12.2014
 

Und wir suchen....

.... auf den gängigen Seiten: immobilienscout24, immonet, immowelt, ebay, immobilio, myimmo, immobilien, ohne-makler und nätürlich schauen wir auch auf die Homepage von Brieselang.
.... in Brieselang direkt: einfach mal nachsehen, an welchen Grundstücken “zu verkaufen” dran steht. Auf diese Weise haben wir ein paar Grundstücke gefunden, die nicht in den Portalen angeboten wurden, aber leider zu klein sind,
.... bei Mr. Google: Ob da zu sehen ist, welche Grundstücke “unbewohnt” aussehen?

Am Promenadenweg ist schließlich ein Grundstück zu verkaufen. Der Schnitt ist nur als “originell” zu bezeichnen. Ich habe dann mal beim Bauamt angerufen, um zu fragen, ob sich unser Vorhaben auf diesem Grundstück verwirklichen lässt und wurde mit Bebauungsplan, Grundflächenzahl, Nachbarschaftsbebauung und anderen Begriffen konfrontiert. Der nette Herr vom Bauamt verwies mich schließlich an eine Kollegin, die mir einen heißen Tipp zur Orientierung gab: Den
Brandenburg-Viewer! Mit den richtigen Einstellungen lassen sich neben der Adresse auch die Gemarkung, die Flur, das Flurstück und vieles Andere anzeigen. Man kann sogar online ausmessen, wie groß die einzelnen Grundstücke sind! Und man sieht, ob ein Grundstück bebaut ist.

Unser Interesse an dem Grundstück war noch immer vorhanden. Der Makler sagte allerdings, es sei reserviert.
Wir suchen weiter!
 

10.02.2015
 

Kontakt zu Baufirmen

Von Freunden und Bekannten, die gute Erfahrungen mit ihren Baufirmen gemacht haben, wurden uns verschiedene Namen genannt. Wir wollten uns einen Überblick über die Preise für den Hausbau verschaffen, um zu sehen, wie teuer das Grundstück sein darf, damit wir unser Projekt noch finanziert bekommen. Das Interesse der Baufirmen an uns als potentielle Bauherrn war unterschiedlich groß:
Einer war an Arroganz nicht zu überbieten. Erst lachte er mich aus, weil wir ja noch gar kein Grundstück haben und tat dann, als wäre das alles ganz einfach. Geholfen hat uns das nicht. Zwar war das Angebot seiner Firma letztendlich das Günstigste, aber die Qualitäts- und Preisunterschiede liegen in den Details. Seine Firma wurde es nicht, ich lasse mich doch nicht auslachen!
Fa. Roth ist ganz anders an die Sache herangegangen. Im ersten Gespräch mit Herrn Müller wurde uns klar gemacht, dass man für gewöhnlich nur einmal baut und dass die ganze Materie sehr umfangreich ist. Er hat uns alles erklärt, was wir wissen wollten und noch verschiedenes erzählt, worauf wir gar nicht gekommen wären.
 

15.03.2015
 

Suche im Winter?

Keine gute Idee! Im Winter sank die Anzahl der angebotenen Grundstücke noch weiter. Ich habe verschiedenen Makler angeschrieben. Schließlich werben sie damit, dass sie für Verkäufer und Käufer arbeiten..... und bezahlen muss ohnehin der Käufer.

Nur ein Makler hat überhaupt reagiert und signalisiert, dass er meine Anfrage ernst nimmt. Aber ein passendes Angebot hat er auch nicht.
Übrigens hat der eifrige Makler das Grundstück an der Bahnstrecke noch immer nicht verkauft. Und das Grundstück am Promenadenweg, das angeblich reserviert war, ist noch immer nicht verkauft.
Wir suchen weiter!
 

20.05.2015
 

Einen kleinen Schritt weiter

Wir haben einen Bauvertrag mit Vorbehalt unterzeichnet. Der Vorbehalt beinhaltet
 - einerseits, dass wir unser Vorhaben finanziert bekommen und
 - andererseits, dass wir ein Grundstück finden, auf dem wir auch alles genehmigt bekommen, wie wir es wollen. Für ein halbes Jahr haben wir somit einen Festpreis gesichert.
Herr Müller empfahl uns noch, in Brieselang einen Zettel auszuhängen, einen Aufruf an die Nachbarn, das haben wir getan. Und wir haben uns eine prepayed Handykarte besorgt, die wir für alles benutzen, was mit unserem Projekt auch nur entfernt zu tun hat (die lässt sich hinterher entsorgen und man hat dann keine lästigen Anrufe mehr).
Im Internet habe ich noch eine gute Seite gefunden: immopionier - dort sind die angebotenen Grundstücke der verschiedenen Portale zusammengefasst, im Großen und Ganzen jedenfalls.

Da die Makler nur in Ausnahmefällen auf e-Mails reagieren, habe ich mich überwunden, sie anzurufen. Ich weiß jetzt, dass sie es gar nicht nötig haben, sich viel Mühe zu geben. Die Grundstücke sind innerhalb von wenigen Minuten reserviert!
Einen habe ich sogar aufgesucht, hier in Berlin, ganz in der Nähe.... Bäh, was für ein Schmierlappen!!! Dem hätte ich keine Provision gegönnt.
 

27.07.2015
 

Wir ziehen in die Karl-Marx-Straße!

Plötzlich ging es schnell - sehr schnell!
Nachdem ich wochenlang zu langsam war, habe ich ein Angebot bei Immobilienscout gesehen, am 09.07. gegen 10 Uhr. Ich habe sofort die Maklerin angerufen, eine private e-Mail vom Büro aus konnte ich nicht senden, mein Arbeitgeber ist da etwas empfindlich.
Sie hat sich gewundert, da sie das Grundstück doch erst vor ein paar Minuten online angeboten hat. Die Anschrift wollte sie mir nicht mitteilen, ich sollte erst ihre e-Mail beantworten. Darin wurde verlangt, dass ich bestätige, dass ich ihre Dienste in Anspruch nehme und dass ich ggf. ihren Aufwand entschädigen muss, wenn es doch nicht zum Kaufvertrag kommt. Damit war ich erstmal überfordert. Sollte das bedeuten, dass es - sagen wir - 50,00 € kostet, wenn sie mir die Adresse nennt, egal ob mich das Grundstück dann noch interessiert, oder nicht? Damit es mir nicht wieder jemand vor der Nase wegschnappt, habe ich ihr gesagt, sie soll es reservieren und ich werde mich von Zuhause aus direkt darum kümmern.
Ich habe dann Herrn Müller angerufen. Er hat einen Bekannten konsultiert, der ihm bestätigt hat, dass das durchaus üblich ist.

Ich habe der Maklerin gegenüber also die Erklärung abgegeben, die sie wollte.
Dann habe ich die Adresse bekommen und mir im Brandenburg-Viewer das Flurstück angesehen:
 

 

 


Anschließend habe ich die Maklerin gleich wissen lassen, dass ich noch interessiert bin. Sie hat gesagt, ich solle hinfahren und es mir angucken.

Am 11.07. bin ich mit einer Freundin und der Freundin meines Sohnes nach Brieselang gefahren und dachte, mich trifft der Schlag. Man konnte das Grundstück gar nicht betreten, es war total zugewachsen:
 

 

 


Der linke Nachbar ließ uns von sich aus gucken. Schließlich gelang es uns, vom rechten Grundstück (das ebenfalls zu verkaufen ist) uns Zutritt zu verschaffen. Wir standen im Wald! Es ist viel zu tun, sehr viel. Aber das Grundstück gefiel uns trotzdem. Mein Sohn sagte, er vertraue auf unser Urteil. In einem Café am Bahnhof sortierten wir unsere Eindrücke und Gedanken und meine Freundin drängte mich, sofort(!) die Maklerin zu kontaktieren. Ich schrieb meine erste e-Mail via Smartphone.

Zwei Tage später (Montagfrüh) erkundigte ich mich bei der Maklerin nach dem Stand der Dinge. Sie sagte, das Grundstück sei bereits reserviert, sie habe mehrere Interessenten und mehrere e-Mails.... Die erste e-Mail war MEINE!

Heute waren wir beim Notar und haben den Kaufvertrag unterschrieben. Mein Sohn wird der Eigentümer. Er muss sich schließlich an der Abzahlung des Kredits beteiligen und wir sehen nicht ein, dass er irgendwann für eine Erbschaft zahlen soll, wenn er doch von Anfang an einen großen Teil der Abzahlung leistet.

Von nun an wird jedes Wochenende auf dem Grundstück gearbeitet.

 

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